Die Overall Equipment Effectiveness (OEE) gibt die tatsächliche Leistung von Maschinen oder Anlagen in der Fertigung im Verhältnis zu ihrer theoretisch maximalen Leistungsfähigkeit an. Obwohl OEE oft als rein technischer Kennwert für Maschinen verstanden wird, spielt der menschliche Faktor – insbesondere die Qualifikation der Mitarbeitenden – eine entscheidende Rolle für das OEE-Ergebnis. Dieser Bericht untersucht, wie die Qualifikation von Mitarbeitenden die OEE beeinflusst und liefert wichtige Erkenntnisse zu diesem Zusammenhang.
Verständnis von OEE und dem menschlichen Faktor
OEE wird durch Multiplikation von drei Hauptkomponenten berechnet: Verfügbarkeit, Leistung und Qualität. Der Kennwert liefert Herstellern wertvolle Einblicke in die Maschinenleistung, Ursachen für Stillstände und Qualitätsprobleme, wodurch fundierte Entscheidungen zur Effizienzsteigerung getroffen werden können. OEE bezieht sich jedoch nicht ausschließlich auf Maschinen – es geht ebenso um die Personen, die diese bedienen und instand halten [1].
Obwohl OEE traditionell als technischer Kennwert betrachtet wurde, hebt aktuelle Forschung die zentrale Bedeutung menschlicher Faktoren für die OEE hervor. Die Leistung der Mitarbeitenden bei operativen Tätigkeiten wirkt sich direkt auf die OEE aus, wodurch Qualifikation und Verständnis entscheidend für hohe Ergebnisse werden. Vor der Einführung von OEE sollten Unternehmen sicherstellen, dass Mitarbeitende entsprechend geschult sind und die Relevanz des Konzepts verstehen. Die Studie On the Relationship Between Human Factor and Overall Equipment Effectiveness bestätigt, dass Bedienkompetenz, Schulung und Engagement die OEE maßgeblich beeinflussen – selbst in stark automatisierten Umgebungen bleibt menschliches Handeln entscheidend [1].
Die drei Komponenten der OEE

Um den Einfluss der Mitarbeiterqualifikation auf die OEE zu verstehen, müssen deren drei Hauptkomponenten betrachtet werden:
- Verfügbarkeit: Der Anteil der geplanten Produktionszeit, in dem eine Maschine tatsächlich läuft – ohne Ausfälle, Stillstände oder Umrüstzeiten [1].
- Leistung: Gibt an, wie effizient die verfügbare Zeit genutzt wird, unter Berücksichtigung von Leistungsverlusten durch kurze Stopps, reduzierte Geschwindigkeiten oder suboptimale Produktionsraten [1].
- Qualität: Der Anteil fehlerfreier Produkte beim ersten Durchlauf, vergleichbar mit dem First Pass Yield [2].
Jede dieser Komponenten wird maßgeblich durch die Fähigkeiten, das Wissen und die Kompetenz der Mitarbeitenden beeinflusst.
Wie Mitarbeiterqualifikation die Verfügbarkeit beeinflusst
Technisches Wissen und Reduzierung von Ausfallzeiten
Fähigkeiten zur vorbeugenden Instandhaltung
Qualifizierte Mitarbeitende sind unerlässlich für regelmäßige Wartungsaufgaben, die Maschinenstörungen vorbeugen. Schulungen ermöglichen eine frühzeitige Erkennung potenzieller Probleme und fördern proaktives Handeln. Die Einbindung von Bedienern in die Instandhaltung erhöht die Anlagenzuverlässigkeit und stärkt eine Kultur der kontinuierlichen Verbesserung [4].
Forschung zeigt, dass Wartungsmaßnahmen durch geschultes Personal ungeplante Stillstände und zufällige Ausfälle deutlich reduzieren und so eine optimale Verfügbarkeit sicherstellen [5].
Schnelle Reaktion bei Ausfällen
Einfluss der Mitarbeiterqualifikation auf die Leistung
Operative Kompetenz
Mitarbeitende mit ausgeprägter technischer Kompetenz optimieren Maschinenparameter, halten konstante Produktionsgeschwindigkeiten ein und wenden effiziente Bedienmethoden an. Dadurch kann das volle Leistungspotenzial der Maschinen ausgeschöpft werden. Nakajima (1988) und Hansen (2002) unterstreichen die Bedeutung der Mitarbeitereinbindung zur Minimierung von Leistungsverlusten und zur Steigerung der Effizienz.
Wissen zur Prozessoptimierung
Reduzierung kleinerer Stopps
Geschulte Mitarbeitende verhindern Leistungsverluste durch kurze Unterbrechungen und langsame Zyklen. Durch schnelles Eingreifen und sachgemäße Bedienung sorgen sie für einen reibungslosen Produktionsfluss, was die OEE positiv beeinflusst.

Die Rolle der Mitarbeiterqualifikation bei der Qualitätsverbesserung
Kompetenz in der Qualitätskontrolle
Fehlervermeidung und -erkennung
Prozessstandardisierung
Geschulte Mitarbeitende halten standardisierte Verfahren ein und sorgen so für gleichbleibende Produktqualität. Die konsequente Umsetzung bewährter Praktiken gewährleistet Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit – beides Schlüsselfaktoren für den Qualitätsaspekt der OEE.
Strategien zur Verbesserung der Mitarbeiterqualifikation zur Steigerung der OEE
Umfassende Schulungsprogramme
Einbindung der Mitarbeitenden in Verbesserungsprozesse
Die aktive Beteiligung der Bediener an Problemlösungen und kontinuierlichen Verbesserungen nutzt ihr Praxiswissen und fördert Verantwortungsbewusstsein. Dieses Vorgehen steht im Einklang mit dem Kaizen-Gedanken und stärkt die Zusammenarbeit zur Leistungssteigerung [7].
Eine transparente Kommunikation von OEE-Daten ermöglicht es Mitarbeitenden zudem, Leistungserwartungen zu verstehen und zielgerichtet zum Unternehmenserfolg beizutragen.
Klare Kommunikation des OEE-Konzepts
Kultur des kontinuierlichen Lernens
Regelmäßige Weiterbildungen sichern die Qualifikation der Mitarbeitenden angesichts technologischer oder prozessualer Veränderungen. Damit bleiben Kompetenzen aktuell, was langfristig zu einer verbesserten OEE beiträgt.
Messung des Einflusses von Mitarbeiterqualifikation auf die OEE
Vorher-Nachher-Analysen von Schulungen
Ursachenanalyse
Bei einem Rückgang der OEE ist es entscheidend, zwischen technischen Ursachen und Qualifikationsmängeln zu unterscheiden. So können gezielt Maßnahmen – wie Investitionen in Maschinen oder Schulungen – ergriffen werden.
Vorteile durch Mitarbeitendenbindung
Fazit
Die Qualifikation der Mitarbeitenden ist ein entscheidender Faktor für die Overall Equipment Effectiveness in der Fertigung. Qualifizierte Fachkräfte tragen maßgeblich zur Reduktion von Stillständen, zur konstanten Leistung und zur Qualitätssicherung bei – allen Kernaspekten der OEE.
Die vorliegenden Erkenntnisse belegen, dass OEE weit mehr als ein technischer Kennwert ist. Sie ist ein ganzheitlicher Indikator für das Zusammenspiel zwischen Maschinenleistung und menschlicher Kompetenz. Um OEE zu maximieren, müssen Unternehmen in fundierte Schulungen investieren, Mitarbeitende aktiv einbinden und eine Lernkultur fördern.
Ein solcher menschenzentrierter Ansatz sichert nachhaltige Verbesserungen der operativen Leistungsfähigkeit und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der Fertigung langfristig.
Literaturverzeichnis
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